Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien

1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs

Moskauer Gay-Pride: Mehrere Aktivisten verletzt – HOSI Wien fordert Konsequenzen

Die Polizei sah viel zu lange tatenlos zu. Die zyrillische Abkürzung „OMOH“ auf den Uniformen der Bereitschaftspolizei OMON (Otrjad milizii osobowo nasnatschenija – Отряд Милиции Особого Назначения) liest sich witzigerweise von rechts nach links als „HOMO“. (Foto: Kurt Krickler)

Als ziemlich chaotisch bezeichnet Kurt Krickler, Generalsekretär der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, die Vorkommnisse gestern in Moskau.

„Es war offensichtlich, dass sich die Polizei absichtlich so unprofessionell anstellte und die Personen, die am Grab des unbekannten Soldaten im Kreml-Garten Blumen niederlegen und danach vor dem Rathaus für ‚das Recht auf Versammlungsfreiheit‘ demonstrieren wollten, nicht vor dem rechtsextremen und radikal-orthodoxen Mob schützen wollte. Im Gegenteil: Die Polizisten sahen den Tätlichkeiten und Provokationen der Rechten viel zu lange tatenlos zu.“

Krickler, der auch Vorstandsmitglied des europäischen Verbands von Pride-Organisatoren (EPOA) und des europäischen Lesben- und Schwulenverbands ILGA-Europa ist, hatte an der Kundgebung teilgenommen, die den Abschluss des dreitägigen Moskau-Pride-Festivals bildete. Es bestand im Wesentlichen aus einer internationalen Konferenz aus Anlass des Internationalen Tags gegen Homophobie. Krickler berichtete dabei in einem Vortrag über die Erfahrungen der HOSI Wien mit ihren Beschwerden beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.

Aktivisten verletzt

„Im Gegensatz zur Gay-Pride-Demo war die Kundgebung vor dem Rathaus nicht untersagt worden. Die Organisatoren von Moskau-Pride 06 hatten vorsorglich gleich drei Kundgebungen angemeldet, darunter eine ‚neutrale‘, weil man nach den entsprechenden Ankündigungen des Moskauer Bürgermeisters mit einem Verbot der Gay-Parade rechnen musste.“

„Das zum Teil passive Verhalten der Polizei ermunterte rechtsgerichtete Skinheads und andere Jugendliche dazu, einzelne Homosexuelle am Rande oder beim Verlassen der Demo gewalttätig anzugreifen“, berichtet Krickler weiter. „Mein französischer Kollege im ILGA-Europa-Vorstand Pierre Serne wurde von einer Gruppe von Skinheads zusammengeschlagen und musste in der französischen Botschaft verarztet werden. Unter den Verletzten war auch der deutsche Bundestagsabgeordnete Volker Beck.“

„Ich selber wurde nach Verlassen des Platzes vor dem Rathaus von vier Jugendlichen angegriffen, mit Füßen getreten, bekam Faustschläge ins Gesicht ab und wurde am Auge verletzt. Ich konnte mich aber losreißen, und die vier Angreifer liefen davon. Ein Bekannter, mit dem ich gerade zum Auto zurückgehen wollte, brachte mich in eine Klinik, wo der Arzt ein Röntgen machen ließ, da eine Sinusverletzung nicht auszuschließen war. Es war aber zum Glück nur ein schweres Hämatom.“

Russland muss zur Vernunft gebracht werden

„Es ist höchste Zeit, dass Europa stärker Druck auf Russland ausübt und die dortigen Menschenrechtsverletzungen und das Schüren homophober und xenophober Gewalt nicht länger schweigend hinnimmt“, meint Krickler weiter. „Es ist unerträglich, dass ein Land wie Russland jetzt den Vorsitz im Ministerkomitee des Europarats übernommen hat. Wir werden die österreichische Bundesregierung auffordern, sich dafür einzusetzen, dass Russland von dieser Funktion wieder abgesetzt wird. Die Glaubwürdigkeit des Europarats steht auf dem Spiel.“

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