Unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer wird die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien, Österreichs ältester Lesben- und Schwulenverband, am Freitag, 29. Oktober 2004, im Wiener Rathaus ihr 25-jähriges Bestehen mit einem großen Geburtstagsfest feiern.
Als Ehrengäste haben sich bereits angesagt: die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, die amtsführende Stadträtin Sonja Wehsely, die Grün-Abgeordnete Ulrike Lunacek und die Mitbegründerin des Liberalen Forums, Heide Schmidt.
Das Showprogramm werden u. a. Alfons Haider, Murielle Stadelmann, Baronesse Jeanette Lips von Lipstrill, die Diven Gloria & Marlene sowie die „HOSIsters“ bestreiten. Außerdem werden in einer Multimedia-Präsentation Höhepunkte aus der 25-jährigen Vereinsgeschichte im Zeitraffer präsentiert werden. Dazwischen wird es klassische Tanzmusik geben, nach Mitternacht wird dj.kaytel Discorhythmen auflegen.
Einlass in die Volkshalle des Wiener Rathauses ist ab 20 Uhr, das Programm beginnt um 21 Uhr. Ende ca. 3 Uhr früh.
Hinweis: Bildbericht über das Fest hier.
Kurzer historischer Abriss und Hintergrundinformation
Vor genau 25 Jahren, im März 1979, haben die ersten informellen Treffen homosexueller Männer stattgefunden, die dann im Jänner 1980 zur Gründung der HOSI Wien, des ersten Homosexuellenverbands in Österreich, führten. Bereits kurz danach stießen die ersten lesbischen Frauen zum Verein und begannen, die Arbeit der HOSI Wien prägend und maßgeblich mitzugestalten. Heute ist die HOSI Wien ein in jeder Hinsicht geschlechterparitätischer Verband.
In diesen 25 Jahren haben die HOSI Wien und die zahlreichen später gegründeten Schwulen- und Lesbenvereine viel erreicht: U. a. sind die vier 1979 noch bestehenden Sonderparagraphen des Strafrechts aufgehoben worden. Auch das äußerst starke gesellschaftliche Tabu, mit dem das Thema belegt war, ist nachhaltig gebrochen worden – heute wird Homosexualität nicht nur in den Massenmedien und im Kulturbetrieb völlig selbstverständlich behandelt, sondern es hat auch in vielen wichtigen Bereichen wie Schule oder Wissenschaft bedeutende Veränderungen zum Besseren gegeben.
Die HOSI Wien kann auf 25 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken – unzählige Aktivitäten sind von ihr ausgegangen, etwa im Bereich der Politik, der Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit, der Bewusstseinsbildung, der Selbsthilfe, der Coming-out-Hilfe, der Beratung, der Gesundheitsvorsorge, der AIDS-Prävention, der Kultur, der Publizistik.
Seit 1980 dient das HOSI-Zentrum im 2. Wiener Gemeindebezirk als selbstverwaltetes Kommunikations- und Veranstaltungszentrum dem Verein als Basis für seine Arbeit und den Arbeitsgruppen und BesucherInnen als Treffpunkt bzw. gemütliche Alternative zu kommerziellen Lokalen.
Zu den herausragenden Aktivitäten der HOSI Wien in diesem an Initiativen reichen Vierteljahrhundert zählen – um nur einige wenige zu nennen – das Engagement für die Anerkennung der homosexuellen NS-Opfer, das Names Project Wien, die eigene Musiktheatergruppe HOSIsters oder die bereits im 26. Jahrgang erscheinenden LAMBDA-Nachrichten, die älteste Lesben- und Schwulenzeitschrift im deutschsprachigen Raum. Die HOSI Wien hat auch etliche Filmfestivals organisiert sowie bisher fünf Bücher herausgegeben. Ein wichtiger Schwerpunkt der HOSI Wien ist die internationale Arbeit – seit vielen Jahren ist sie eines der aktivsten Mitglieder der International Lesbian and Gay Association (ILGA) und ihres europäischen Regionalverbands ILGA-Europa, für die sie mehrere große Konferenzen und kleinere Tagungen organisiert hat. Jüngst ist auch die Organisation der Regenbogen-Parade und des Regenbogen-Balls als wichtige Aktivität hinzugekommen.
Die HOSI Wien hat sich in all den Jahren als Teil der kritischen Gegenöffentlichkeit und der Alternativ- bzw. – wie sie in jüngster Zeit bezeichnet wird – der Zivilgesellschaft verstanden, die außerhalb der Parteipolitik für eine freiere und gerechtere Gesellschaft für alle Menschen eintritt.
Trotz all der positiven Entwicklungen der letzten 25 Jahre besteht in Österreich noch erheblicher Aufholbedarf gegenüber anderen europäischen Staaten und sind noch einige wichtige Forderungen durchzusetzen, etwa die Anerkennung wegen ihrer sexuellen Orientierung vom NS-Regime Verfolgter im Opferfürsorgegesetz, ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz sowie die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften mit verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und der Ehe.
Leider stellen sich ÖVP und FPÖ sowie andere konservative, rückschrittliche und reaktionäre Kreise gegen die völlige Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen mit Heterosexuellen und wollen diese verhindern. Getragen von der Überzeugung, dass Diskriminierung und Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung in einer modernen demokratischen Gesellschaft nicht hinnehmbar sind, wird die HOSI Wien jedoch nicht eher ruhen, bis vollständige Gleichstellung und Gleichberechtigung erreicht sind. Und sollte es noch einmal 25 Jahre dauern – sie wird weiterkämpfen!