Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien

1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs

Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien feiert 25. Geburtstag

Der neue HOSI-Vorstand: Obleute Bettina Nemeth und Christian Högl (außen), Schriftführerin Barbara Fröhlich, Kassiere Gerhard Liedl und Gottfried Gruber und Schriftführer Gerald Timelthaler (Mitte). Foto: fotostudio.at

Gestern, 13. März 2004, hielt die HOSI Wien, Österreichs erster Lesben- und Schwulenverband, ihre 25. ordentliche Generalversammlung ab und läutete dabei ihr rundes Bestandsjubiläum ein. „Vor genau 25 Jahren, im März 1979, haben die ersten informellen Treffen homosexueller Männer stattgefunden, die dann im Jänner 1980 zur Gründung der HOSI Wien führten“, erinnert der wieder gewählte Obmann Christian Högl. „Und bereits kurz danach stießen die ersten lesbischen Frauen zum Verein und begannen, die Arbeit der HOSI Wien prägend und maßgeblich mitzugestalten. Heute ist die HOSI Wien ein in jeder Hinsicht geschlechterparitätischer Verband“, berichtet Bettina Nemeth, die Helga Pankratz als Obfrau nachgefolgt ist. Pankratz, seit über 20 Jahren in der HOSI Wien engagiert, wurde für ihre einzigartigen Verdienste um den Verein die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

„Die HOSI Wien kann auf 25 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken“, ergänzt Nemeth. „Unzählige Aktivitäten sind von ihr ausgegangen, etwa im Bereich der Politik, der Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit, der Bewusstseinsbildung, der Selbsthilfe, der Coming-out-Hilfe, der Beratung, der Gesundheitsvorsorge, der AIDS-Prävention, der Kultur oder der Publizistik. Die vier 1979 noch bestehenden Sonderparagraphen des Strafrechts sind aufgehoben worden, auch das äußerst starke gesellschaftliche Tabu, mit dem das Thema belegt war, ist nachhaltig gebrochen worden – heute wird Homosexualität nicht nur in den Massenmedien und im Kulturbetrieb völlig selbstverständlich behandelt, sondern es hat auch in vielen wichtigen Bereichen wie Schule oder Wissenschaft bedeutende Veränderungen zum Besseren gegeben.“

Zu den herausragenden Aktivitäten der HOSI Wien in diesem an Initiativen reichen Vierteljahrhundert zählen – um nur einige wenige zu nennen – das vielfältige Engagement für die Anerkennung der homosexuellen NS-Opfer, die eigene Musiktheatergruppe HOSIsters, das Names Project Wien oder ihre bereits im 26. Jahrgang erscheinende Zeitschrift LAMBDA-Nachrichten. Die HOSI Wien hat u. a. auch etliche Filmfestivals organisiert sowie bisher vier Bücher herausgegeben. Ein wichtiger Schwerpunkt der HOSI Wien ist die internationale Arbeit – seit zwei Jahrzehnten ist sie eines der aktivsten Mitglieder der International Lesbian and Gay Association (ILGA) bzw. ihres europäischen Regionalverbands ILGA-Europe. Jüngst ist auch die Organisation der Regenbogen-Parade und des Regenbogen-Balls als wichtige Aktivität hinzugekommen.

Seit 1980 dient das HOSI-Zentrum im 2. Wiener Gemeindebezirk als selbst verwaltetes Kommunikations- und Veranstaltungszentrum dem Verein als Basis für seine Arbeit und den Arbeitsgruppen und BesucherInnen als Treffpunkt bzw. gemütliche Alternative zu kommerziellen Lokalen.

Die HOSI Wien hat sich in all den Jahren als Teil der kritischen Gegenöffentlichkeit und der Alternativ- bzw. – wie sie in jüngster Zeit bezeichnet wird – der Zivilgesellschaft verstanden, die außerhalb der Parteipolitik für eine freiere und gerechtere Gesellschaft für alle Menschen eintritt.

Intercity „Homosexuelle Initiative“ nach Kärnten

„In den nächsten Monaten werden unsere vielfältigen regulären und regelmäßigen Aktivitäten im Zeichen dieses runden Jubiläums stehen“, kündigt Högl an. „Wir werden aber auch viele zusätzliche Aktivitäten aus diesem Anlass setzen. So haben wir etwa für das Zugsfahrplanjahr 2004/05 bereits die Patronanz über einen Intercity zwischen Wien und Kärnten gebucht – der Zug wird den Namen ‚Homosexuelle Initiative‘ tragen. Darüber hinaus ist die Herausgabe eines weiteren Buchs in diesem Jahr geplant.“

ÖVP und FPÖ verhindern völlige Gleichstellung

„Trotz all der positiven Entwicklungen der letzten 25 Jahre besteht in Österreich noch erheblicher Aufholbedarf gegenüber anderen europäischen Staaten“, gibt Nemeth jedoch zu bedenken. „Einige wichtige Forderungen sind noch durchzusetzen, etwa die Anerkennung wegen ihrer sexuellen Orientierung vom NS-Regime Verfolgter im Opferfürsorgegesetz, ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz sowie die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften mit verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und der Ehe. – Leider stellen sich ÖVP und FPÖ sowie andere konservative, rückschrittliche und reaktionäre Kreise gegen die völlige Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen mit Heterosexuellen und wollen diese verhindern.“

„Getragen von der Überzeugung, dass Diskriminierung und Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung in einer modernen demokratischen Gesellschaft nicht hinnehmbar sind, wird die HOSI Wien jedoch nicht eher ruhen, bis vollständige Gleichstellung und Gleichberechtigung erreicht sind“, heißt es denn auch in einer auf der gestrigen Generalversammlung verabschiedeten Resolution, wobei die HOSI Wien verspricht: „Und sollte es noch einmal 25 Jahre dauern – wir werden weiterkämpfen!“

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