Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien

1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs

HOSI Wien zu Riess-Passer-Interview in „profil“: FPÖ sollte vor eigener Tür kehren!

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen: Die Vorsitzende der nicht gerade schwulen- und lesbenfreundlichen FPÖ Riess-Passer kritisiert die Einstellung der Kirche zur Homosexualität.

„Daß ausgerechnet FPÖ-Vorsitzende Susanne Riess-Passer in einem Interview im aktuellen Nachrichtenmagazin profil die römisch-katholische Kirche wegen deren Umgang mit Homosexuellen kritisiert, ist bemerkenswert“, kommentiert HOSI-Wien-Obmann Christian Högl Riess-Passers entsprechende Aussage.

„Denn es ist ja nicht zu leugnen, daß nicht nur die Kirche, sondern auch die FPÖ einige gesellschaftliche Entwicklungen noch nicht nachvollzogen hat. Der politische Umgang der FPÖ mit Lesben und Schwulen ist wohl um keinen Deut besser als jener der röm.-kath. Kirche. Es ist nicht zuletzt die Schuld der FPÖ, daß Österreich heute unter allen 45 europäischen Staaten die massivste strafrechtliche Diskriminierung Homosexueller hat. Mehrfach hat die FPÖ etwa gegen die Aufhebung des § 209 gestimmt. Und der gesellschaftliche Fortschritt ist dank FPÖ auch kein Ruhmesblatt: weit und breit kein Diskriminierungsschutz oder gar eine rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften. Dank FPÖ ist Österreich einsames Schlußlicht in Europa, auf einer Stufe mit Albanien und Moldawien!“

Aufhebung des § 209 ohne Koalitionsbruch möglich

„Wenn es der FPÖ und ihrer Vorsitzenden tatsächlich ernst ist“, so Högl weiter, „dann sollte sie ihren Worten schleunigst Taten folgen lassen. Um etwa den § 209 endlich zu Fall zu bringen, müßte die FPÖ nicht einmal einen Koalitionsbruch begehen, sie bräuchte bei einer Abstimmung bloß den Plenarsaal verlassen – den Rest könnte die Opposition erledigen. Es liegt also allein an der FPÖ, ob diese menschenrechtswidrige Bestimmung weiterbesteht oder nicht!“

Dreistes Ablenkungsmanöver

„Solange die FPÖ selber in Sachen Homosexualität hinter dem Mond lebt“, ergänzt HOSI-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler, „muß man Riess-Passers Kritik an der röm.-kath. Kirche in die Kategorie jener verzweifelten und nicht ernst zu nehmenden Äußerungen einordnen, die neuerdings bei der FPÖ in Mode zu kommen scheinen: Der kinderlose Frauenminister lamentiert über den Selbstverwirklichungs-Egoismus der Kinderlosen, der Finanzminister möchte Deutschland einen blauen Brief schicken, weil dort die Arbeitslosigkeit so hoch ist – klassisch davon ablenkend, daß auch in Österreich die Zahl der Erwerbslosen explodiert ist!“

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