Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien

1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs

Minimundus oder der kleine Horizont

Minimundus

Minimundus am Wörthersee – viele waren zumindest in ihrer Kindheit schon einmal dort. Minimundus wirbt für sich als Familienattraktion, wo man eine Vielzahl an weltbekannten Gebäuden in Miniaturausgabe bestaunen kann. Dass es sich dabei um eine Attraktion handelt, werden die wenigsten bestreiten. Bei der Definition, was eine Familie ist, scheiden sich jedoch die Geister – vor allem die der Minimundus GmbH und deren Geschäftsführer Guggenberger und jene der Community.

In Minimundus sind Regenbogenfamilien keine Familien

Regenbogenfamilie„[…] eingetragenen Partnern ist es in Österreich nicht erlaubt, Kinder zu adoptieren. Deshalb kann ich Familien wie diese nicht als solche akzeptieren.“ So sieht die kleine Welt des Herrn Guggenberger aus. Anlass zu dieser Aussage war der Versuch eines lesbischen Paares, das in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, mit ihren zwei Kindern am Mittwoch, 18. Juli 2012, ein Familienticket für den Besuch der Familienattraktion Minimundus zu kaufen. Genau dieses Ticket wurde den beiden Frauen verweigert! Als Single mit Kind durfte freilich jede der beiden den Park betreten. Aufgrund dieses Vorfalls wendeten sich die Frauen an die Grünen andersrum Kärnten. Die Meldung verbreitete sich schnell über das soziale Netzwerk facebook und gab auch Anstoß zu zahlreichen Medienberichten. Auf der facebook-Seite „Minimundus – die kleine Welt am Wörthersee“ kam es sogar zu einem sogenannten Shitstorm*. Aber es war nicht der finanzielle Aspekt (zwei Singletickets mit Kind kosten 8 Euro mehr als das Familienticket), sondern „die menschliche Verletzung der beiden Frauen und ihrer Kinder. Den Frauen wurde in aller Öffentlichkeit die Geltung ihrer eingetragenen Partnerschaft aberkannt und sie mussten ihren Kindern erklären, warum sie keine Familie sind“, so Markus Einicher, Sprecher der Grünen andersrum in Kärnten. Markus Einicher gegenüber wurde so argumentiert, dass eine eingetragene Partnerschaft nicht erkennbar sei und somit jede und jeder kommen könnte.

Familie à la Minimundus: Vater und Mutter mit eigenen Kindern

Laut der Website von Minimundus www.minimundus.at besteht eine Familie aus Vater und Mutter und den dazugehörigen eigenen Kindern. Regenbogenfamilien, Patchwork-Familien – das alles gibt es in der kleinen Welt von Minimundus nicht. Im Gegensatz zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gesteht man bei Minimundus ein, bei Heterosexuellen an der gesellschaftlichen Realität vorbei zu leben. Auf Nachfrage der OÖ Nachrichten bei Minimundus, ob man als AlleinerzieherIn und unverheiratetes Paar ein Familienticket bekommen würde, hieß es, dass das mit Freundin und Kind kein Problem sei. Außerdem ist man sich bei Minimundus scheinbar selbst nicht so ganz darüber im Klaren, für wen Familientickets zum Verkauf gedacht sind. Auf der mobilen Version der Website und auf der facebook-Seite ist nämlich nicht von Vater und Mutter die Rede, sondern von Eltern (allerdings auch wieder nur von eigenen Kindern). Wieder ausgeklammert sind also Pflegefamilien, die wiederum auch aus homosexuellen Paaren mit Pflegekindern bestehen können. Aber, so Guggenberger, kontrolliert werde das freilich nicht, auch keine Ausweise kontrolliert.

Website:Minimundus: Familie = Vater + Mutter + eigene Kinder
Mobile Version:Minimunds: Familie = Eltern + eigene Kinder

Minimundus: Das Finanzamt ist schuld

Umso erstaunlicher, weil ja ohnehin nicht kontrolliert wird, ist die Behauptung Guggenbergers gegenüber dem ORF, dass es an einer fehlenden steuerrechtlichen Möglichkeit, gleichgeschlechtlichen Paaren eine Familienkarte zu verkaufen, liege. Und gegenüber der Kleinen Zeitung erklärte er: „Wir wären die Ersten, die auch gleichgeschlechtlichen Paaren Familienermäßigung gewährten, wenn sich das Gesetz ändert.“ Verwundert über die Argumentation Guggenbergers, dass gesetzliche Bestimmungen Minimundus zu diesem Vorgehen zwängen und das Finanzamt die zu Unrecht bezogene Vergünstigung möglicherweise Minimundus verrechnen könnte, zeigt sich jedoch das Klagenfurter Finanzamt: „Wir haben keine einzige Vorgabe Familienkarten betreffend. Wann ein Betrieb solche verkauft und an wen, das interessiert uns nicht.“ Dass Minimundus nicht die Ersten wären, die auch gleichgeschlechtlichen Paaren Familienermäßigung gewährten, ist dem Geschäftsführer ebenfalls nicht klar. So hört man aus der Community, dass es beispielsweise im Salzburger „Haus der Natur“ und im Zoo und im Wiener „Haus des Meeres“ Familienermäßigungen für homosexuelle Eltern und deren Kinder gibt.

Minimundus rettet das Kind nicht

Interessant auch, dass der Hauptgesellschafter der Minimundus GmbH der Verein „Rette das Kind Kärnten“ ist, deren erklärtes Ziel die Förderung von Kindern und die Anerkennung der Rechte von Kindern ist. Dies gilt scheinbar nur für Kinder, die bei heterosexuellen Eltern aufwachsen. Wie könnte man sich anders erklären, dass bestimmten Kindern suggeriert wird, dass ihre Familie keine Familie ist?

Lieber Herr Guggenberger, wenn Sie, wie gegenüber der APA behauptet, niemanden diskriminieren wollen, warum tun Sie es dann?

Medienberichte:
Grüne andersrum Kärnten: Kärntens Tourismus ist noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen
Kleine Zeitung: Lesbischem Paar wurde Familienticket verweigert
thinkoutsideyourbox.net: Familienattraktion Minimundus verweigert Regenbogenfamilie Familienticket
GGG.at: Lesbisches Paar mit Kindern in Kärnten keine Familie?
orf.at: Kein Familienticket für lesbische Eltern
Kleine Zeitung: Minimundus: Keine Ermäßigung für lesbische Familie
DieStandard: Müttern wurde Familienticket verwehrt
Die Presse: Minimundus: Kein Familienticket für Lesben
Tiroler Tageszeitung: Minimundus: Kein Familienticket für Lesben
OÖ Nachrichten: Lesbischer Familie wurde Familienticket verwehrt
NEWS: MINIMUNDUS Kein Familienticket für Lesben
Kleine Zeitung: Familienticket verweigert: Keine Vorgaben der Finanz
Heute: Lesbische Familie bekam kein Familienticket
Kurier: Kein Familienticket für lesbisches Paar
Salzburger Nachrichten: Minimundus: Keine Ermäßigung für lesbische Familie
Soho: Regenbogenfamilien für Minimundus zu groß
DieStandard: Keine Vorgaben der Finanz zu Familienkarten
GGG.at: Finanzamt widerspricht Minimundus-Chef
DieStandard: Kleines, einsames Minimundus

Kontakt zu Minimundus und Rettet das Kind Kärnten

Minimundus GmbH
Villacher Straße 241
9020 Klagenfurt
Tel.: ++43 (0)463 21194-0
Fax: ++43 (0)463 21194-60
Mail: info@minimundus.at

RETTET DAS KIND – Kärnten
Villacher Straße 241
9020 Klagenfurt
Telefon: 0463 / 213 03
Telefax: 0463 / 213 03 19
office@rettet-das-kind-ktn.at

* Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets

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