Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien

1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs

HOSI Wien fordert von ÖVP und FPÖ Änderung des Opferfürsorgegesetzes

Der Gedenkstein der Homosexuellen Initiativen Österreichs in Mauthausen

Anläßlich der heute, 1. 6., im Sozialausschuß des Nationalrats zur Debatte stehenden Novellierung des Opferfürsorgegesetzes fordert die HOSI Wien die beiden Regierungsparteien auf, bei dieser Gelegenheit die Bestimmungen dieses Gesetzes auch auf die wegen ihrer sexuellen Orientierung vom Nazi-Regime verfolgten Schwulen und Lesben auszuweiten.

Die Nazis wollten Homosexualität ausmerzen. Homosexuelle wurden verfolgt, ihre Vereinigungen und Treffpunkte zerschlagen, rund 10.000 schwule Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt, wo viele ermordet wurden oder an den Folgen der Haft starben. Sie mußten als eigenes Kennzeichen den Rosa Winkel tragen. Die Nazi-Familienideologie beraubte lesbische Frauen einer eigenständigen Lebensweise. Wer sich dieser Ideologie nicht unterordnete, mußte ebenfalls mit Verfolgung und KZ-Haft rechnen. Lesbische Frauen wurden oft als „Asoziale“ ins KZ verschleppt, wo sie einen schwarzen Winkel tragen mußten.

Bis heute haben beide Gruppen – die Schwulen und die sogenannten „Asozialen“, die den rosa bzw. den schwarzen Winkel tragen mußten – keine Wiedergutmachung erhalten. Bei etlichen Novellierungen des Opferfürsorgegesetzes in den letzten 20 Jahren haben SPÖ, ÖVP und FPÖ Anträge auf entsprechende Änderung dieses Gesetzes abgelehnt. Zuletzt scheiterte 1995 ein diesbezüglicher Gesetzesantrag nur mehr an ÖVP und FPÖ.

HOSI Wien erinnert ÖVP und FPÖ an die Präambel zu ihrem Koalitionsabkommen

Heute ergibt sich wieder die Gelegenheit, dieses Unrecht zu beseitigen. „Die HOSI Wien fordert die Regierungsparteien auf, den Anträgen der Grünen und der SPÖ zuzustimmen. Auch wenn eine solche Regelung wahrscheinlich zu spät kommt, denn es ist zu bezweifeln, daß Schwule und Lesben, die das KZ überlebt hatten, heute noch leben. Aber es geht hier ohnehin in erster Linie um die moralische Anerkennung dieser Opfer, um Gerechtigkeit, um das Bekenntnis des demokratischen Österreichs zur eigentlich selbstverständlichen Haltung, daß keine Gruppe ‚zu Recht‘ KZ-Haft und Ermordung durch die Nazis ‚verdient‘ hat“, erklärt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Ein solches Bekenntnis entspräche durchaus der Präambel zum Koalitionsabkommen zwischen ÖVP und FPÖ vom Februar 2000. Wir fordern ÖVP und FPÖ auf, diese Chance zu nützen, sich glaubwürdig und uneingeschränkt von den Nazi-Greueln zu distanzieren und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu ziehen.“

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